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An die Mitglieder des Rats
der Stadt Düsseldorf
Düsseldorf, 28.11.2022
Stoppen Sie die geplante Versiegelung von 34 ha ökologisch wichtiger Grünflächen im Düsseldorfer Norden!
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir wenden uns an Sie als äußerst besorgte Bürger der Stadt Düsseldorf.
Wir sorgen uns um die für uns alle bereits heute spürbaren Folgen des Klimawandels und darum, was das vor allem auch für die uns nachfolgenden Generationen bedeutet.
Die Folgen sind nicht nur in anderen Teilen der Welt, sondern auch in Düsseldorf sehr spürbar geworden. So hat der Rat der Stadt Düsseldorf bereits 2019 den Klimanotstand ausgerufen (siehe Anlage 1). Trotzdem scheinen die Verantwortlichen der Stadt Düsseldorf diese Gefahren nicht ernst zu nehmen, bzw. bei stadtplanerischen Entscheidungen nicht ernsthaft zu beachten. Wir verstehen, dass in vielen Städten bezahlbarer Wohnraum knapp ist, aber unsere so wichtigen, noch letzten verbleibenden großen Freiflächen zu versiegeln (Beispiel: Nördliche Kalkumer Schlossallee) kann und darf dafür nicht mehr die Lösung sein.
Die Formel Grünfläche = Bauland ist nicht mehr zukunftsgerecht und können wir uns nicht mehr leisten! Sie werden niemals alle Wohnbedarfe innerhalb der Düsseldorfer Stadtgrenzen bedienen können unter Nutzung der noch bestehenden Freiflächen. Das Ergebnis wird eine Stadt ohne große Grünflächen und schlechter Luft sein, die Menschen weiter in die angrenzenden, noch lebenswerten Siedlungsgebiete treiben wird.
Wie wollen Sie Ihren Wählern gegenüber begründen, dass Sie das Schutzgut Klima und Lebensraumerhaltung für die Bürger in Düsseldorf niedriger priorisieren als scheinbar einfache Lösungen für die Bedienung von Bedarfen für Bebauung und Sportflächen?
"Jede Baumaßnahme betrifft unmittelbar den Boden. Je nach Intensität der baulichen Veränderungen verliert der Boden komplett oder teilweise seine wertvollen Funktionen", heißt es dazu beim Umweltbundesamt. Versiegelter Boden nimmt kein CO2 und kein Wasser mehr auf, speichert jedoch mehr Wärme. Die Folge: Die Temperaturen steigen. Oberflächenwasser kann nicht aufgenommen werden und fließt ungenutzt ab: Der Grundwasserspiegel sinkt. Starkregen führt schneller zu Hochwasser. Boden ist eine Ressource, die nicht vervielfältigt werden kann. Einmal versiegelter Boden ist unwiederbringlich zerstört. Zur Bildung lebendigen Bodens braucht es Jahrtausende.
Die Autoren des IPCC-Sonderberichts (https://naturwissenschaften.ch/service/publications/117112-ipc-sonderbericht-ueber-klimawandel-und-landsysteme-srccl-) lassen daran keinen Zweifel: "Alle untersuchten modellierten Pfade, welche die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius oder weit unter zwei Grad Celsius begrenzen, erfordern landbasierte Minderung und Landnutzungsänderung."
Es ist höchste Zeit - besonders als Landeshauptstadt – diese Erkenntnisse ernst zu nehmen und mit klugen, kreativen Lösungen voranzugehen, bzw. diese von der Stadtplanung in Düsseldorf einzufordern!
Anstelle von Neubauten auf der grünen Wiese, sollten bereits bestehende versiegelte Flächen und / oder Bestandsbauten weiterentwickelt oder umgenutzt werden. Dies kann die Überbauung von bestehenden, flachen Gebäuden genau so sein, wie die Umwandlung von Bürokomplexen und Industriestandorten oder der Ausbau von Dachgeschossen, Neubauten, soweit möglich, nur auf bereits versiegelten Flächen, Entsiegelung von verdichtetem Boden und anstelle von Grünflächenvernichtung, die Begrünung von Fassaden, Dächern und Straßen. Andere Städte machen es weltweit bereits vor.
Sie haben jetzt die Möglichkeit, einen Richtungswechsel einzuläuten und die Vernichtung von wertvollen Freiflächen zu verhindern! Das Projekt „Bebauung nördlich der Kalkumer Schlossallee“ wird von einzelnen Vertretern der Politik mit Hochdruck vorangetrieben. Und es fragen sich viele Bürger vor Ort, warum das so ist. Auf vielfache Nachfrage gab es keine konkrete Antwort. Es wurden keine Fakten, Gutachten oder Studien vorgelegt. Lediglich die vage Antwort „Die Verwaltung“ habe die Bedarfe bestätigt. Das ist in der aktuellen Situation bei weitem nicht ausreichend, um die Versiegelung von unwiederbringlichen Flächen zu beschließen.
Es hat sich sehr großer öffentlicher Widerstand gegen dieses Versiegelungsprojekt gebildet. Über 2.600 Menschen haben bereits mit ihrer Unterschrift (https://www.openpetition.de/petition/online/stoppt-die-bebauung-von-345-000qmfreiflaeche-im-duesseldorfer-norden) ein deutliches Signal gesetzt, dass sie bereit sind, sich dem entgegenzustellen.
Diese Menschen verlangen, dass sie sich CDU und Bündnis 90/Grüne an ihre Wahlversprechen halten, bzw. an die nachstehenden Grundsätze aus der Kooperationsvereinbarung:
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Gemeinsam haben wir das feste Ziel, nachfolgenden Generationen eine Welt zu übergeben, die auch morgen noch lebenswert ist, und ihnen so ein Leben in Freiheit, Würde und Wohlstand in einer intakten Umwelt zu ermöglichen. Klimaschutz muss aus diesem Grund unmittelbar vor Ort beginnen – das gilt besonders für die großen Städte. Düsseldorf muss hier weiterhin Vorbild sein und eine Vorreiterrolle einnehmen. Wir wollen unsere Stadt zur Klima- Hauptstadt machen.
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Schutz wertvoller Flächen: Wertvolle Grün-, Wald- und Freiflächen und Frischluftschneisen sollen erhalten bleiben und nicht zugebaut werden. Neue Baugebiete auf der grünen Wiese lehnen wir ab.
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Mikroklima: Zur Verbesserung des Mikroklimas wollen wir mehr asphaltierte Flächen entsiegeln. Umgekehrt sollen bei einer notwendigen Flächenversiegelung Ausgleichspflanzungen bzw. Entsiegelungsmaßnahmen unbedingt auf Düsseldorfer Boden erfolgen. Um die Zahl von Schotter- und gepflasterten Vorgärten zu verringern, wollen wir die Vorgartensatzung anpassen und die zugehörigen Gültigkeitsgebiete ausweiten bzw. bei der Änderung oder Neuaufstellung von Bebauungsplänen eine Entsiegelung einbeziehen. Gleichzeitig wollen wir prüfen, inwieweit eine Unterstützung von der Stadt möglich ist, wenn Private ihre Flächen entsiegeln
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Mit dem Klima-Anpassungskonzept beugen wir bereits heute Klimarisiken vor und machen Düsseldorf fit für die Zukunft. Diesen Weg wollen wir konsequent weitergehen und die Maß- nahmen ausbauen und beschleunigen. Dabei ist für uns jedes mehr an Stadtgrün ein Beitrag zu einer hohen Aufenthaltsqualität und zu einem gesünderen städtischen Lebensumfeld in Zeiten des menschengemachten Klimawandels.
Wir bitten die Vertreter aller politischen Vertreter im Rat eindringlich: Beschließen Sie die Eröffnung des Wettbewerbsverfahrens nicht! Verlangen Sie zumindest erst Antworten auf bestehende Probleme und fordern Sie den Nachweis objektiver Fakten, die eine Bebauung vor allem in der Abwägung mit den Belangen des Klimaschutzes unumgehbar machen. Ein umfassendes Gutachten, welches den potentiellen Klimaschaden dieser Planung für den Düsseldorfer Norden und ganz Düsseldorf untersucht, wäre absolut unabdingbar, um hier überhaupt informiert eine Entscheidung treffen zu können!
Folgende Punkte sehen wir in der von Ihnen zu entscheidenden Vorlage besonders kritisch:
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Die Temperatur in der Nähe des Feldes ist 5 Grad niedriger als in der Innenstadt. Wenn man bedenkt, wie die Welt um Klimaziele von 1,5 % Grad Erderwärmung ringt, fragen wir Sie, wie schon allein diese weitere Verschlechterung verantworten können. Der Norden hat eine belüftende Funktion für die gesamte Stadt! Besonders der Flughaben mit Lärm und vor allem seinen Abgasen belastet nicht nur diesen Stadtteil
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Der Blick in die „Planungshinweiskarte Nacht“ zur Klimaanalyse aus 2020 (Anlage 2) zeigt, dass das zukünftige Baugebiet in einem Gebiet von hoher bioklimatischer Bedeutung liegt. Die heutigen Freiflächen sind offenbar sehr gut dazu geeignet, die verdichtete Umgebungsbebauung zwischen der Trasse der U79 und der Arnheimerstraße in der Nacht abzukühlen. Im Umkehrschluss heißt das, dass eine geplante Bebauung negative Folgen mindestens einmal für die in der Umgebung lebenden Menschen bringen wird
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Lt. Klimaanalyse von 2020 sollte dort eine Bebauung unbedingt unterbleiben und falls diese doch ermöglicht wird, sind grundsätzliche Klimafunktionen zu berücksichtigen
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Die Auslobung stützt sich auf einen Flächennutzungsplan aus 1992 (S. 19 der Auswertung der Beiträge zur Öffentlichkeitsarbeit) und dieser hat keinerlei Rücksicht auf das Klima genommen, denn die erste städtische Klimaanalyse wurde erst 1995 erstellt https://www.duesseldorf.de/umweltamt/umwelt-und-verbraucherthemen-vona-z/klimaschutz/weitere-themen/stadtklima.html - siehe Abschnitt Klimawandel –
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Eine alte und unter klimatischen Aspekten überholte Planung, denn der Klimaschutz wurde erst 2011 ins Planungsrecht aufgenommen („Gesetz zur Förderung des Klimaschutzes bei der Entwicklung in den Städten und Gemeinden“ in Kraft getreten am 30.07.2011 (BGBl. I S. 1509). Da war der Flächennutzungsplan schon gut 20 Jahre alt und ein Relikt aus der fossilen Wachstumszeit
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Das Klimagutachten von 2020 (s. Anlage 3) definiert den Düsseldorfer Norden als einen Ausgleichsraum für die Stadt Düsseldorf - Als Handlungsmaxime in Folge der Klimaanalyse wird genannt: „Für das Stadtgebiet Düsseldorf wurden mit der Klimaanalyse 2020 zum dritten Mal Untersuchungen zu den lokalklimatischen Effekten durchgeführt. Daraus ergeben sich wertvolle Hinweise für die Stadtplanung und -gestaltung in Düsseldorf. Ziel ist es, klimatisch positive Strukturen zu stabilisieren und belastete Räume zu verbessern.“
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https://www.duesseldorf.de/umweltamt/umwelt-und-verbraucherthemen-von-az/klimaschutz/weitere-themen/stadtklima.html
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Die Bebauung einer Kühlfläche ist ein Wortbruch des Düsseldorfer Klimaanpassungskonzepts (S 31, Anlage), „Handlungsplan zum Erhalt und zur Verbesserung der Bodenkühlleistung und des natürlichen Bodenwasserhaushaltes
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Die Versiegelung von Flächen, die Trockenlegung, die Grundwasserabsenkung und Einträge von Bauschutt haben zu einer Verringerung der Klimafunktion der Böden in Düsseldorf geführt. Es soll daher ein Handlungsplan erarbeitet werden, der auf den Erhalt und gegebenenfalls Verbesserung des natürlichen Bodenwasserhaushalts und der Bodenkühlleistung abzielt. Der Fokus des Plans soll zunächst auf besonders leistungsstarke bzw. schützenswerte Böden gelegt werden. Darüber hinaus sollen in dem Handlungsplan bodenschützende Maßnahmen formuliert werden, die sich mit dem baulichen Entwicklungsdruck der Stadt vereinbaren lassen, wie z. B. die Entsiegelung von Flächen und Maßnahmen zum Freihalten von besonders verdunstungsstarken Böden.“
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Wichtige Sickerflächen, die bei Starkregen und Hochwasser schützen, werden vernichtet. Die Menschen haben ein Anrecht auf Schutz und mindestens auf vorherige sehr kritische Untersuchung der möglichen Gefahren. Viele Mitbürger hatten in den letzten Jahren bereits ihre Keller bei Starkregen voll. Kommt die Stadt Düsseldorf für Schäden auf, die ggf. durch unbesonnene oder sogar bewusst fahrlässige Planung entstehen?!
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Die Verkehrsprobleme, die tausende zusätzlicher Bürger und ihre Fahrzeuge mitbringen, belasten die Ortsteile Kalkum, Kaiserswerth, Angermund, Zeppenheim, Lohausen, Stockum bis in die Innenstadt hinein. Und nicht zuletzt wird auch die Messe unter dem deutlich zunehmenden Verkehr leiden
Diese Gefahren werden aktuell nicht ernst genommen und untersucht.
Wir fordern ein Ende der Bewilligung einzelner Baumaßnahmen ohne jeden Plan und Zusammenhang.
Im Süden von Duisburg gibt es massive Bauvorhaben. Um die Kalkumer Seen sollen Hunderte Wohneinheiten entstehen, viele Einzelprojekte kommen hinzu oder sind bereits in Planung und Bau. Welche Folgen hat die Gesamtschau aller Projekte, mindestens in Düsseldorf, insgesamt für das Klima, für die dafür notwendige Infrastruktur, die bereits heute im Düsseldorfer Norden mehr als unzureichend für die starke Bauexpansion der letzten 20 Jahre ist?
Wir appellieren an Sie als Mitglieder des Rats: Stimmen Sie diesem Wettbewerb nicht zu! Priorisieren Sie das wichtige Schutzgut „Klima“ und verhindern Sie die geplante Vernichtung dieser wichtigen Freifläche im gesamtstädtisch wichtigen Ausgleichsraum Düsseldorfer Norden! Erhalten Sie den dörflichen Charakter des Düsseldorfer Nordens! Folgen Sie dem Klimaanpassungskonzept! Setzen Sie sich für eine moderne, zukunftsgerechte Stadtplanung ein, die ein lebenswertes Klima und damit die Lebensgrundlage für alle Düsseldorfer*innen und zukünftigen Generationen sichert!
Achim Niemeyer
Stadt Land Fluss Düsseldorfer Norden e.V.
Anlage
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